Ethik - eine Grundlage von Selbstführung

Zentrum der Ethik ist das moralische Handeln. Was sind Kriterien für gute oder schlechte Handlungen? Welche Motive stecken jeweils dahinter? Wie beurteilt man die Folgen? Es geht dabei nicht nur um reine Logik, sondern um die Frage, was moralisch gut und richtig ist.

Ethik soll eine Entscheidungshilfe für sittliches Verhalten sein. Sie will allgemeine Prinzipien oder Normen aufstellen, die dann eine Grundlage für ein situationsbezogenes Verhalten sein können.

 

Zu Beginn ein Beispiel. In einigen Jahren wird es vielleicht autonom fahrende Autos geben. Diese werden u.a. durch eine künstliche Intelligenz, durch Algorithmen gesteuert. Damit dieses System eine Entscheidung treffen kann, wie es sich in Situation A oder B verhalten soll, muss es programmiert werden - und zwar durch Menschen. Das heißt, wir selbst geben die jeweiligen Regeln vor.

Stell Dir vor, ein Auto mit einem 44-jährigen Familienvater gerät außer Kontrolle und rast auf einen Baum zu. In der Nähe geht eine 78-jährige krebskranke Frau mit ihrem 11-jährigen Enkel spazieren. Nach welchen Kriterien soll die Steuerung nun entscheiden? Nimmt es den Tod des Mannes in Kaufs, der ja der Verursacher ist, und dann eine Witwe hinterlässt? Oder riskiert es, wenn, der Fahrer ausweicht, dass Oma und Enkel getötet werden? Was, wenn der Mann dreijährige Zwillinge hat?

Egal, ob der Mensch oder die Maschine entscheidet: ein ethisches Dilemma! Was ist richtig oder falsch?

 

Einfluss durch Eltern, Freunde oder Umwelt prägen einen Menschen ebenso wie die unterschiedlichen Erfahrungen, die er oder sie im Lauf des Lebens macht. Dennoch kann es sein, dass Menschen mit ähnlicher Lebensgeschichte sich in der gleichen Situation anders verhalten. Nun, das liegt an ihrer Ethik, ihren moralischen Grundvorstellungen.

 

Eine erfolgreiche Selbstführung bedeutet auch, dass Du Dir Deine ethische Haltung bewusst machst, sie reflektierst und hinterfragst. Einem biblischen "Du sollst nicht töten" stimmen wohl die meisten zu .... mit dem "nicht stehlen" nehmen es manche schon nicht mehr so genau.

Eine Person kann beruflich aufsteigen, verdient viel mehr Geld - damit verbunden ist aber eine Unternehmenspolitik, die den Mitarbeiter einfach als austauschbaren Produktionsfaktor ansieht. Du plädierst für Tier- und Umweltschutz, kaufst aber das Billigschnitzel aus Massentierhaltung oder fliegst selbst von München nach Berlin.

 

Was sind Deine Grundwerten und lebst Du im täglichen Leben stimmig danach?

 

Im Durchschnitt kaufen Deutsche laut Statistik ca. 60 Kleidungsstücke. Ich behaupte 80-90% brauchst Du davon gar nicht. Wenn ein T-Shirt 5 oder 10.- Euro kostet: denkst Du daran, dass die Näherin von dem Lohn nicht leben kann? Nimmst Du billigend die Produktionsbedingungen in Bangladesch oder die Umweltschäden (Baumwollanbau, dreckige Abwässer etc.) in Kauf?

Ist die Massentierhaltung und die damit verbundene Abholzung von Regenwald für den Soja-Anbau ethisch vertretbar, nur damit Du täglich ein billiges Fleisch auf dem Teller hast?

Du kaufst im Februar oder März Erdbeeren aus Spanien. Mal abgesehen davon, dass die Dinger zu dem Zeitpunkt kaum ein Aroma haben: ist Dir egal, mit wie vielen Pestiziden die Früchte gespritzt sind und was mit den Tagelöhnern ist, die z.B. in Südspanien für die Ernte eingesetzt werden?

Deutschland exportiert zig-fach subventionierte Lebensmittel nach Afrika und zerstört damit die lokalen Märkte und die Lebensgrundlage vieler Menschen.

Manches mag für ein Elektroauto sprechen: warum bist Du aber gegen den Bau eines Windrads in Deiner Umgebung und beziehst statt dessen Kohlestrom? Warum vergisst Du geflissentlich die Kinderarbeit, die teilweise beim Abbau der Rohstoffe für die Batterie an der Tagesordnung ist?

 

Ethisches Handeln ist nicht immer einfach. Kein Mensch, auch ich nicht, verhält sich immer 100%ig ethisch korrekt. Manchmal ist es fehlendes Wissen. Manchmal Bequemlichkeit, über die Folgen nachzudenken. Oder einfach Egoismus, weil es für einen selbst ganz einfach Vorteile (auf Kosten anderer) hat.

 

Eine gute Orientierung kann der "kategorische Imperativ" von Kant sein: "Handle nur nach der Maxime, durch die Du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde". Oder anders formuliert:

 

Was würde passieren, wenn alle Menschen so handeln würden, wie Du es jetzt tust?