Wie treffe ich einfacher Entscheidungen?

Im Supermarkt stehst Du vor dem Joghurt-Regal mit 28 Produkten. Bleibst Du in München oder gehst Du nach Essen für den nächsten Job? Die High-Heels kaufen oder nicht? Verlässt Du Deine(n) Partner(in) oder gibst Du der Ehe noch eine Chance? Mal kleine, mal große Entscheidungen. Immer wieder die Frage: Quo vadis?

 

Jeden Tag triffst Du Hunderte, Tausende Entscheidungen. Die meisten unbewusst, denn Du hast Routinen, die Dein Unterbewusstsein ganz automatisch abspult: erst duschen, dann Frühstück, das fast immer aus Kaffee und Müsli besteht. Der gleiche Weg zur Arbeit, der Einkauf beim selben Supermarkt. Das macht Dein Leben einfacher, denn wenn Du selbst banale Entscheidungen täglich neu treffen müsstest, würdest Du wahrscheinlich verrückt werden.

 

Mit Einfachheit triffst Du leichter und zielsicherer Entscheidungen. Wenn es in Deinem Kleiderschrank nur schwarze und weiße Farben gibt, scheiden beim nächsten Einkauf alle anderen Farben von vornherein aus. Du bist Vegetarier, Du verbringst Deinen Urlaub nur in Frankreich oder Spanien, Du meldest Dich nicht bei Facebook oder Instagram an. Jede Entscheidung fordert von uns eine gewisse geistige Kraft, die jedoch limitiert ist. In dem Du Dich von vornherein begrenzt, bei unwichtigen Dingen die Auswahl drastisch einschränkst, wirst Du wichtige Punkte besser entscheiden.

 

Vereinfache das Problem. Ja, es gibt Dinge, die komplex sind. Dadurch verlieren wir den Überblick.´und es ist schwierig, die Konsequenzen abzuschätzen. Aber nicht jedes Szenario ist so kompliziert wie der Bau des Berliner Flughafens.  Was sind wichtige Fakten, was sind nur Peanuts? Welche Information hat einen Wert und echten Einfluss auf Deine Entscheidung? Was genießt Priorität und was kannst Du vernachlässigen?

Und akzeptiere, dass ein Rest Unsicherheit bleibt. Nicht alles lässt sich mit 100%iger Sicherheit vorhersagen.

 

Klarheit. Über die richtige, präzise Zielsetzung habe ich bereits mehrfach geschrieben. Ziele und Handlungen basieren aber auch auf Werten. Familie, Freiheit, Authentizität, Pünktlichkeit, Macht .... wenn Du einen klaren Leitfaden hast und Dich an Deinen Werten bzw. Lebensmotiven orientierst, triffst Du Entscheidungen besser und sicherer.

Orientierst Du Dich an sozialen Konventionen, an dem was "man" macht? Purer Egoismus kann schaden - aber prüfe, ob Du nicht tagaus tagein ein fremdbestimmtes Leben lebst.

 

FOMO - fear of missing out, wie es Neudeutsch heißt. Im Land der Millionen Möglichkeit verbringst Du Stunden oder Tage, um die vermeintlich perfekte Wahl zu treffen. Dieses Dilemma macht Dich auf Dauer unzufrieden und unglücklich. Es ist schlichtweg unmöglich, alle Optionen zu wählen. Akzeptiere, dass jede Entscheidung "Für etwas" gleichzeitig eine Entscheidung "Gegen etwas" ist.

 

 

Stelle Dir wichtige Fragen:

  • Bringt mich die Entscheidung näher an die Verwirklichung meiner Vision? Arbeit im Büro oder Home-Office ... oder doch lieber als digitaler Nomade unterwegs?
  • Entspricht die Entscheidung meinen Werten und dem, was für mich im Leben wichtig ist?
  • Entscheide ich aus Angst oder Liebe? Gehe ich zur Party, weil ich  Angst habe, sonst nicht mehr dazu zu gehören oder weil ich gerne mit meinen Freunden zusammen bin?
  • Stärkt es mich oder schwächt es mich? Gibt mir der neue Weg, der Umgang mit gewissen Menschen, der Kauf eines Produkts etc. neue Energie oder macht es mich müde und ausgelaugt?
  • Ist meine Angst begründet? Angst vor Kritik, vor Ablehnung, vor Fehlern, vor Verantwortung, vor Versagen oder vor Verlust - all das kann einen blockieren. Ist die Angst aber real, ist das Risiko wirklich so groß? Oder mache ich aus der Mücke einen Elefanten oder nutze die Angst als billige Ausrede, um nicht zu entscheiden?
  • Was ist meine Motivation hinter der Entscheidung? Will ich den großen SUV nur, um den Nachbarn damit zu beeindrucken? Will ich eine Führungskraft sein dem Ansehen oder der Macht wegen - oder bin ich in Wirklichkeit lieber ein Fachmann/Fachfrau  ohne Personalverantwortung?
  • Was würde passieren, wenn ich die Entscheidung jetzt nicht treffe? Manchmal dürfen Dinge noch etwas reifen, statt unter vermeintlichem Entscheidungsdruck überhastet oder falsch zu wählen.

 

Verabschiede Dich vom Schwarz-Weiss-Denken. Kann es Freiheit trotz notwendiger Sicherheit geben? Ist Dolmetscher die einzige Möglichkeit, etwas mit Sprachen zu machen? Ist A zu 100 Prozent gut und B 100%ig schlecht? Gibt es eine Alternative zum Studienfach, zum geschlossenen japanischen Restaurant, zum ausgefallenen Wettkampf? Mit einer eingeengten Sichtweise übersehen wir, dass es meist eine Option oder einen Plan B geben kann.

 

Simpel, aber effektiv: Schlaf eine Nacht drüber. Im Schlaf verarbeitet unser Gehirn die zig Eindrücke Tages, bewertet und ordnet sie ein. Unwichtiges wird ausgesiebt, neue Zusammenhänge werden geschaffen, Bedeutsames wird stärker eingeprägt. Zum einen ergibt sich dadurch eine Neubewertung und möglicherweise eine andere Einschätzung. Zum anderen ist Dein Unterbewusstsein im Schlaf aktiv und liefert später wichtige Impulse für intuitive Entscheidungen.

 

Lebe Deine Entscheidung. "Maximizer", Menschen, die immer auf der Suche nach dem noch Besseren sind, scheitern.  Du setzt den eingeschlagenen Weg nur halbherzig um, weil es könnte ja noch etwas Besseres kommen. Es ist, wie wenn Du gleichzeitig Gas geben willst und im selben Moment auf der Bremse stehst.

"Satisfizer", Menschen, denen etwas genug ist und die nicht wochenlang mit der getroffenen Entscheidung hadern oder sie gar ohne triftigen Grund revidieren, genießen ihre Lebenszeit und sind glücklicher.

 

Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung. Behalte das Heft in der Hand, in dem Du selbst bewusst entscheidest, statt dass andere oder die berühmten Umstände es tun. Erzeuge einen gewissen Druck, der allerdings nicht in Stress ausarten soll - denn unter Anspannung treffen wir oft schlechte Entscheidungen.  Wer jedoch Dinge ständig hinaus schiebt - Fachbegriff Prokrastination - gibt die Entscheidungsmacht ab. Wer aus Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, nichts tut, erzeugt dadurch vielleicht Konsequenzen, die schlimmer sind.