Wann sind wir wirklich zufrieden?

Stell Dir eine Skala von Null bis Zehn vor: bei Null bist Du komplett unzufrieden, bei Zehn könntest Du vor lauter Freude Bäume ausreißen. Wo stehst Du gerade jetzt, wie ist Dein Gefühl von Zufriedenheit in den letzten Tagen, Wochen und Monaten?

 

Zuerst eine kurze Definition: Zufriedenheit bedeutet, innerlich ausgeglichen zu sein. Man verlangt nach nichts mehr, die Lebensumstände passen, man meckert an so gut wie nichts herum. Glück hingegen ist meist eine Momentaufnahme, ein oft flüchtiger Zustand.

Zufriedenheit ist subjektiv und zeitabhängig: im Mittelalter waren andere Dinge wichtig als heutzutage ein Smartphone. Ein Jugendlicher wird andere Kriterien für seine Zufriedenheit haben als jemand, der kurz vor der Rente steht. Und selbst wenn man zwei Menschen in den 30ern vergleicht, spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle.

 

Insofern sind Statistiken und Befragungen, wie immer, ein Durchschnittswert. Wahrscheinlich hast auch Du die ein oder andere Vorstellung, was jemand glücklich macht. Lass dich überraschen, was Martin Schröder, Professor der Soziologie, in einer umfangreichen Analyse heraus gefunden hat ... und überlege, was für Dich (nicht) wichtig ist ...

(Anmerkung: das Buch hat knapp 300 Seiten, ich kann daher alles nur anreißen).

 

  • Kinder haben einen relativ geringen Effekt auf die Zufriedenheit
  • Wer mit 30 heiratet bzw. erst Anfang der 30er Kinder kriegt ist meist zufriedener
  • Männer sind unzufriedener, wenn Sie Hausarbeit machen - Frauen hingegen nicht
  • Verheiratete oder Verpartnerte sind tatsächlich am glücklichsten, die getrennt Lebenden am wenigsten
  • Die Geburt eines Kindes, dessen Auszug, der Tod der Eltern - all das spielt eine untergeordnete Rolle
  • Enkel oder Verwandte machen nur dann zufriedener, wenn der Kontakt sehr eng ist
  • Sehr häufige Streitigkeiten mit den Eltern oder sehr schlechte Noten machen Kinder zu unzufriedeneren Menschen
  • Geld macht bis ca. 60 - 70.000 Euro Jahreseinkommen zufrieden, mehr bringt vergleichsweise wenig
  • Frauen sind unglücklicher, wenn sie den größeren Teil des Verdienstes beitragen, Männer umgekehrt
  • Väter wollen lange arbeiten, für Mütter ist das weniger wichtig (sorry, Klischee....)
  • Einschneidende Erlebnisse wie Scheidung oder eine Behinderung verblassen nach ein paar Jahren wieder
  • Arbeitslosigkeit ist ein starker Faktor für Unzufriedenheit
  • Von den beiden Extremen "kein Abschluss / Uni" abgesehen, hat Bildung wenig mit Zufriedenheit zu tun
  • Pendeln zur Arbeit hat kaum einen Einfluss
  • Den meisten reichen 3 - 4 Stunden an Freizeit
  • Fünf (echte) Freunde sind genug
  • Weniger als sechs Stunden und mehr als neun Stunden Schlaf sind eher kontraproduktiv
  • Engagement in Politik oder Vereinen, eine künstlerische Tätigkeit ... alles von untergeordneter Bedeutung
  • Eine ehrenamtliche Tätigkeit, Hilfe für Freunde oder Geselligkeit/Freunde bringen deutlich mehr Zufriedenheit
  • Wer 25% des Einkommens sparen kann und wer weniger als 15% für die Miete ausgibt ist erheblich zufriedener
  • In den westlichen Bundesländern lebt es sich immer noch zufriedener
  • Die Wohnungsgröße hingegen spielt kaum eine Rolle
  • In jungen Jahren ist man in der Stadt, mit zunehmenden Alter eher auf dem Land zufriedener
  • Das Gefühl, sich frei zu fühlen, spielt im Ländervergleich eine extrem wichtige Rolle
  • Der größte Zufriedenheitsfaktor ist die Gesundheit, ab  80 nimmt die Zufriedenheit meist ab
  • Große Männer (über 1,90) sind zufriedener, ganz kleine/große Frauen hingegen unzufrieden
  • Ganz schlanke (10% unter Normalgewicht) und sehr stark übergewichtige Männer (+30%) sind unzufrieden, bei Frauen ist das der meist nur der Fall, wenn sie zu viel auf den Rippen haben (schon ab +20%)
  • Wer sich (sehr) stark gesund ernährt ist signifikant zufriedener
  • Sport wirkt sich positiv aus, aber nicht in dem Maß, wie mancher erwartet
  • Bisexuelle sind unzufriedener als Homosexuelle
  • Intelligente, v.a. Männer die gut verdienen, sind deutlich zufriedener
  • Religiöse Menschen sind nur etwas erfüllter
  • Unattraktive leiden; Attraktive fühlen sich besser, v.a. wenn sie von einer Frau positiv beurteilt werden
  • Neben der Gesundheit spielt eine positive Lebenseinstellung eine extrem wichtige Rolle
  • Und auch ein Partner, der optimistisch in die Zukunft schaut, trägt zum Zufriedenheitsgefühl viel bei